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Liebätz

Ortsgemeindekrichrat Liebätz/Märtensmühle:liebaetz

Wilfried Höhne

Karin Ziege

Prof. Dr. Georg-Johannes Bein

Manuel Höhne

Stellvertreterin: Anke Steinicke

 

Geschichtliches:

Am Trinitatissonntag vor 411 Jahren, also 1598, versammelten sich die Liebätzer auf dem Kirchplatz inmitten des Dorfes. In Gemeinschaft mit Märtensmühlern und Luckenwaldern erwarteten sie die Ankunft des Luckenwalder Geistlichen Johannes Alborn.

Auf dem Kirchplatz war der Bau des ersten Gotteshauses für Liebätz und Märtensmühle in der vergangenen Woche beendet worden und sollte an diesem sonnigen Tag eingeweiht werden. Pastor Alborn war vom magdeburgischen Hauptmann in Zinna, von Rochow, mit der Einweihung beauftragt worden.
Eine helle Eichentür mit blanken Beschlägen strahlte den Wartenden entgegen.
Der für Liebätz zuständige Verwalter der obersten Kirchenbehörde des Erzstiftes Magdeburg, der protestantische Administrator Fürst Joachim Friedrich, nachmaliger Markgraf von Brandenburg, hatte den Kirchbau genehmigt. Kirchliche und weltliche Behörden hatten für den Bau Geld- mittel genehmigt und die Bauern aus Liebätz und Märtensmühle beteiligten sich intensiv durch Hand- und Spanndienste.
So war der Tag der Einweihung gekommen. Luckenwalder Geistliche, Kirchendiener, Lehrer, auch Mitglieder des Rates und der Gemeinde Luckenwalde kamen über den Kirchsteig nach Liebätz, nicht nur weil ihr Pfarrer die Weihe vornahm, sondern weil ihre Johanniskirche eine Tochter(kirche) erhielt. Die Kirche zu Liebätz, „Dreifaltigkeitskirche“ genannt, wurde somit der Luckenwalder Hauptkirche als Filialkirche angegliedert. Die Entscheidung in Liebätz eine Filialkirche zu errichten, ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass die sonntäglichen Gottesdienste in der einzigen Luckenwalder Kirche so stark frequentiert waren, dass die Dorfbewohner meist erst an einem vierten oder fünften Gottesdienst in den Nachmittagsstunden teilnehmen konnten. Natürlich war der Weg zur Kirche ein Fußmarsch, den man über den so genannten Kirchsteig lief. Leider liegt keine genaue Wegbeschreibung vor. Vermutlich verlief der Steig zwischen Ruhlsdorf und Woltersdorf zum Trebbiner Tor. Auch war der Kirchsteig ein aufgeschütteter Damm, da zu damaliger Zeit die Erlenbüsche und Sümpfe keinen anderen Weg ermöglichten. Wohlhabende Bauern legten den Gang zum Gottesdienst mit Pferd und Wagen zurück.


Ein weiterer Grund für den Kirchbau könnte auch sein, dass die beiden Dörfer, Liebätz und Märtensmühle, zu damaliger Zeit bei der Obrigkeit recht angesehen waren und so für würdig befunden eine eigene Kirche zu erhalten. Die „amtlichen“ Leute aus Luckenwalde kamen also auch über den Kirchsteig zu Fuß nach Liebätz. So wurde vor „ziemlicher Versammlung“ die neue kleine Kirche, zu der von nun an auch Märtensmühle gehörte, feierlich unter Beachtung aller alten Festbräuche der Öffentlichkeit zum kirchlichen Gebrauch übergeben.
Damit war allerdings noch nicht das Bestehen der Kirche gesichert. Die dafür erforderlichen Bedingungen wurden in einer „Anordnung“ schriftlich festgelegt.
Eine seitenlange Anordnung sollte von nun an alles regeln. Über die Lehre, die in der neuen Kirche gepredigt und gelehrt werden sollte, die Abhängigkeit von der Mutterkirche, Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und andere Amtshandlungen, wie auch über den alljährlichen Festtag beider Dorfschaften, die Kärmse (Kirmes=Kirchweihfest), als auch über die Pflichten der Liebätzer und Märtensmühler dem Luckenwalder Geistlichen und seiner Helfer gegenüber wurden Beschlüsse gefasst und niedergeschrieben. Den bindenden und strengen Entschließungen gaben Liebätz und Märtensmühle, auch Rat und Gemeinde Luckenwalde ihre Zustimmung und ein besonderes Geheimsiegel des Amtes Zinna verlieh den Bestimmungen amtliche Würde und öffentliche Macht „von nun an bis auf künftige Zeiten“. In Betrachtung der heiligen Schrift und Gottes Wort steht geschrieben: „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert“ (Lukas 10) und „Der hat befohlen , dass die so das Evangelium verkünden, sollen sich vom Evangelio nähren.“ (1.Cor. 9) Hier ging es also um die Besoldung.


Zur damaligen Zeit waren Naturalabgaben als wesentliche Bezahlung üblich. So erhielt das Amt Luckenwalde jährlich 25 Scheffel Roggen = 976 kg, der für die Kirche Liebätz zuständige Pfarrer (Diacon) erhielt für seine Arbeit über das Jahr 24 Scheffel Roggen = 937 kg. Diese Menge entspricht einem Wispel. 1 Wispel (ein Getreidehohlmaß) sind 13,2 hl und 1 Liter Getreide werden mit 710 g angegeben. Diese Roggenmenge sollte er jährlich zu Michaelis (29. Sept.), also nach der Ernte, erhalten. Die abzuliefernden Getreidemengen waren bis auf Bruchteile von Metzen auf die einzelnen Bauern beider Orte aufgeteilt. Wobei 1 Metze 2,44 kg entspricht.

Weiterhin sollte der Diacon nach der Frühpredigt, die er alle 14 Tage in Liebätz zu halten hatte, mit dem Pferdewagen nach Luckenwalde gebracht werden, damit er dort weitere Gottesdienste halten konnte. In Winterszeiten und bei Unwetter sollten die Liebätzer den Diacon auch abholen. Nach jeder Predigt war ihm eine Mahlzeit oder ersatzweise 2 Groschen zu geben.
Zu Taufen, Eheschließungen oder Beerdigungen musste der Pfarrer geholt und zurückgebracht werden. Dies galt auch, wenn der Pfarrer zu einem Kranken gerufen wurde. Bei geplanten Eheschließungen von Bürgern aus den Dorfschaften Liebätz und Märtensmühle wird die Trauung in der Kirche zu Liebätz vollzogen, nachdem das Aufgebot in der Pfarrkirche zu Luckenwalde
bestellt worden war.
Die vorgenannten Abgaben wurden in der zehn Seiten langen handgeschrieben Anordnung auch begründet. Man verlangte Dankbarkeit und Verständnis von beiden Dorfschaften, da mit der neuen eigenen Kirche ja eine wesentliche Erleichterung für die Besucher der Gottesdienste eingetreten sei. Vorher war es schon beschwerlich für Kinder und Alte, den Weg nach Luckenwalde auf sich zu nehmen. Dafür bekam man jetzt das Wort Gottes vor die Tür gebracht, wofür Seelsorger und Lehrer nun reichlich Mehrarbeit auf sich nahmen.


Nachdem 1618 der furchtbare 30jährige Krieg ausgebrochen war, zogen dunkle Wolken über unser Land auf. Es traf auch die Mark ganz bitter. 1637, nach kaum 40jährigem Bestehen, zündeten marodierende schwedische Truppen das ganze Dorf Liebätz an und brannten auch die Kirche nieder. In den Folgejahren herrschte bittere Not. Die Liebätzer hatten sich zwar mit ihrem Vieh und einigem Hab und Gut über einen geheimen Knüppeldamm, der durch den Sumpf führte, zum Liezenberg gerettet, aber nachdem die Söldnerhorden die Gegend verlassen hatten, wohl nicht zuletzt deshalb, weil hier buchstäblich alles verbrannt und leer war, kehrten die Liebätzer ins Dorf zurück. Sie standen vor dem Nichts. In kärglich errichteten Hütten begannen sie erneut den Kampf ums Überleben. Erst im Jahre 1655 gelang der Aufbau der 2. Kirche.
Begünstigt wurde der Neubau durch eine Urkunde des Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg,
der eine überregionale Kollekte genehmigte.
Nach 93 Jahren wurde die Kirche innen umgestaltet. Es wurden zwei Emporen eingebaut, und die Kanzel von ihrem Seitenplatz über den Altar geführt. Frauen und Männerstühle wurden neu gebaut und getrennter Ordnung für beide Gemeinden (Liebätz und Märtensmühle) aufgestellt.
Diese zweite Kirche erreichte ein Alter von 200 Jahren. In den letzten Jahren musste der Turm schon abgestützt werden. Da allmählich Einsturzgefahr drohte, wurde ein Neubau angeregt.
So entstand 1856 das 3. Gotteshaus in der jetzt vorhandenen Form. Während die zweite Kirche einen Turm hatte, in dem auch eine Glocke hing, verzichtete man beim Bau der Dritten auch aus Kostengründen auf den Turm, baute aber gleich einen Glockenstuhl für 2 Glocken. Eine der beiden Glocken wurde im 1.Weltkrieg eingezogen.
Am Ende des 2.Weltkrieges wurde die Kirche durch Artilleriebeschuss wieder zerstört.
Der unbeugsame Aufbauwille machte den Wiederaufbau und die Einweihung 1952 möglich.
Der Brand zerstörte auch die noch vorhanden Glocke. Großzügige Spenden und Fördermittel ermöglichten den Guss einer neuen Glocke, die unter großer Anteilnahme 2002 geweiht wurde.
Dem Brand zum Opfer fiel auch die schöne Orgel. Hier reicht die Finanzdecke aber bisher nicht zu einen Neubau.
Seit dem Bau der ersten Kirche befand sich um die Kirche herum der Gottesacker, der Kirchhof. Dieser Platz war bis 1876 Begräbnisstätte für Liebätz und Märtensmühle.
1598 wurde der Kirchhof mit einem Holzzaun eingefriedet. Natürlich Verstorbene wurden durch das Haupttor hereingetragen, währen man für Selbstmörder einige Bretter an der Seite löste und den Sarg dort durchreichte. Mit dem Neubau 1856 wurde der Kirchhof mit einer Mauer umgeben. Als im Jahre 1876 die Gemeinden eigene kommunale Friedhöfe einrichteten, wurde der Kirchhof geschlossen. Nach Einhaltung der Liegefristen wurde 1926 die Kirchhofsmauer abgetragen. Die Mauersteine wurden mit Märtensmühle geteilt. Liebätz verwendete die Steine zur teilweisen Einfriedung des neuen Friedhofs.
Werner Ziege